Bergige MTB-Tour durch den Oderwald, Harly und Salzgitter Höhenzug
Bergige MTB- / Trekking Tour mit einigen sehr steilen Aufstiegen durch eine vom Bergbau geprägten Kulturlandschaft. Häufig führt die Route durch
Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete. Der ideale Zeitpunkt für diese Tour ist ein trockener Frühlingstag, da einige Abschnitte im Sommer
stark bewachsen sind.
Die Tour beginnt mit einem schönen 6 km langen Single-Trail durch den
Oderwald.
Immer wieder finden sich nette Spielereien am Wegesrand. Die Rampen werden allerdings aus südlicher Richtung angefahren.
Der Oderwald, kurz: Oder, ist ein ca. 10 km langer Höhenzug südlich von Wolfenbüttel.
Mit dem Fahrrad macht es Spaß, diesen vielseitigen Wald zu erkunden. Da der Wald wirtschaftlichen Interessen gilt, ändert sich die Wegbeschaffenheit der Nebenwege oftmals.
Es gibt auch viele Sackgassen.
Dieser ehemalige Ziegelteich ist der einzige Teich im Oder und als wichtiges Feuchtbiotop ein Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.
Ein schöner Ort für eine kurze Rast.
geht es über Wirtschaftswege in Richtung Schladen. Dort befindet sich die größte private Schlangenfarm Europas. Nach der Ortsdurchfahrt geht es weiter
durch das Okertal nach Vienenburg.
geht es auf überwiegend guten Wegen durch den Harly. Bei Weggabelungen öfteres mal den Track kontrollieren, da hier intuitiv der falsche Weg genommen werden kann.
Tipp: Geübten Mountainbikern empfehle ich die Fahrt über den Kamm (S2). Einfach den Schildern in Richtung Harlyturm folgen.
Über Feldwege geht es zu dem südlichen Ende des Salzgitter Höhenzuges und nach 110 Höhenmeter erreichen wir die
Klärteiche der Grube Morgenstern,
Grube Morgenstern 1938 – 1963. Die seichten ehemaligen Klärteiche sind heute fest in Anglerhand.
1938 wurde ein Tagebau als Trichterbau eingerichtet. Über Schrapper wurde das Erz über ein Rollloch in die erste Tiefsole geschüttet. In einem Förderwagen wurde das Erz
über den 185 m tiefen Schacht Morgenstern wieder zutage gefördert. Das Erz wurde in einer eigenen Erzaufbereitung gereinigt. Der Schlammteich diente
zur Sedimentierung der schlammförmigen Berge, dem minderwertigen Geröll.
1941 begann der unterirdische Abbau.
1954 war der Tagebau erschöpft.
1956 wurde die Erzaufbereitung stillgelegt und das Roherz über eine 3,3 km lange Lorenseilbahn zur Nachbargrube Fortuna transportiert.
1960 wurde Morgenstern mit einem 3,7 km langen Stollen mit dem Schacht Fortuna 2 verbunden.
Am 31. März 1963 wurde Morgenstern aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen.
Schon 1955 wurde im ehemaligen Tagebau Hausmüll abgelagert. Von 1963 bis 1968 wurden Chemikalienfässer abgelagert, welche zu einem 2-monatigen
Großbrand führten. Von 1976 bis 1993 wurde eine Hausmülldeponie des Landkreis Goslar auf dem ehemaligen Tagebau betrieben.
Tiefergehende Informationen gibt es unter wikiwand.com.
einer ehemaligen Eisenerzgrube, die heute von einer Mülldeponie überdeckt ist.
Die nächsten 7 km durch den Salzgitter Höhenzug sind sehr hügelig. Nach der ersten Bergpassage gelangen wir auf eine Kreisstraße, die wir kurz vor der ehemaligen
Grube Georg-Friedrich
Die Gebäude der Grube Georg-Friedrich werden heute von einer Tierkörperbeseitigung genutzt.
Von 1880 bis 1941 wurde das Eisenerz im Tagebau gewonnen und ab 1909 kam der Tiefbau mit dem 60 m tiefen Glockenbergschacht hinzu.
Das Erz wurde mit einer Pferdebahn zum Bahnhof Dörnten gefahren, in Calbecht umgeladen und dann zur Aufbereitung nach Lengede transportiert. Verhüttet wurde in Ilsede.
Von 1922 bis 1925 wurde der 2.206 m lange Schroederstollen gebaut. Ab jetzt konnte das Erz über eine Schmalspurtasse nach Calbecht transportiert werden.
Dort wurden die Erze der Gruben Georg-Friedrich und Hannoversche Treue zur Aufbereitung nach Lengede verladen. Ab 1950 erfolgte die Aufbereitung der Erze in Calbecht.
Die Stilllegung der Grube fand am 02.04.1968 statt. Insgesamt wurden 15,15 Mio. Tonnen Erz gewonnen.
Tiefergehende Informationen gibt es unter wikiwand.com.
rechts verlassen. Jetzt erfolgt der nächste Anstieg und 50 Höhenmeter später treffen wir auf eine tiefe, langgestreckte Schlucht. Es ist der bis 1967 betriebene
Tagebau Barley, der zur Grube Georg-Friedrich gehörte.
Blick von Norden in den Tagebau Barley
Der 900 m lange und 20 ha große Tagebau in Form einer lang gestreckten Schlucht mit steilen Hängen und einem stark zerkuhlten Talboden weist
viele tierartenreiche, oberflächenwasser- und quellgespeiste Teiche sowie Tümpel auf. Für das Naturschutzgebiet gilt ein Betretungsverbot.
Die Brauneisenstein-Erzlagerstätte Georg-Friedrich hat eine Länge von 2.500 m und besteht aus den Erzkörpern Barley, Fastberg, Glockenberg
und Fischerköpfe (Eisenkuhle 1 und 2), in denen das Erz im Tagebau abgebaut wurde. Das Lager Barley / Fastberg hatte die größten Erzreserven
und wurde bis 1967 betrieben. Das Erz hatte eine Reinheit von ca. 32-34 % und eine Mächtigkeit von 20-60 m.
Tiefergehende Informationen gibt es unter wikiwand.com
Mit seinen steilen Hängen und feuchten, stark zerkuhlten Talboden steht das Gelände heute
unter Naturschutz.
Ein schattiger Rastplatz mit kleinem Teich und einem ausgetrocknetem Brunnen mitten im Wald.
und wenig später erreichen wir das Gelände der Grube Fortuna,
Grube Fortuna 1869 - 1963. Der Verladebunker (links), das Fördermaschinenhaus von Schacht 2 (mitte) und der Verteilerbunker (rechts).
Der im Jahr 1869 errichtete Tagebau Fortuna bei Groß Döhren wurde 1884 wieder geschlossen und 1920 erneut aktiviert.
1923 wurden drei neue Schächte abgeteuft, wovon der Schacht Fortuna 1935 auf 280 m weiter abgeteuft wurde. Dann wurden alle Tiefbausohlen
der Nachbarschächte miteinander verbunden und die beiden verbleibenden Schächte geschlossen. Das gewonnene Erz wurde in einer eigenen Aufbereitung
gereinigt und der größte Teil in das Ruhrgebiet verbracht.
1954 wurde der Schacht Fortuna 2 auf 440 m Tiefe abgeteuft und eine neue Erzaufbereitung gebaut. Erze der benachbarten Gruben
Morgenstern und
Ida-Bismarck
wurden dann mit aufbereitet. Transportiert wurden die Erze von Ida-Bismarck durch Pendelzüge und von Morgenstern mit einer 3,3 km langen Lorenseilbahn.
Ab 1959 wurden Fortuna und Morgenstern unter Tage verbunden.
Ab 1956 wurde das Erzkonzentrat in Salzgitter-Watenstedt mittels einer
Krupp-Rennanlage auf 92 % Eisengehalt
aufkonzentriert. Die anschließende Verhüttung fand im Ruhrgebiet statt.
Ende 1961 stellten die Stahlunternehmen im Ruhrgebiet auf schwedisches Erz um und die einheimischen Erze wurden unwirtschaftlich.
Am 30.06.1963 wurde Fortuna endgültig stillgelegt. In 95 Jahren wurden rund 11 Mio. Tonnen Eisenerz gewonnen.
bei Groß Döhren. Das Schachtgebäude, der Erzbunker und einige Tagesanlagen erinnern an das ehemalige Bergwerk.
Wir verlassen das Gelände auf der Erzbahntrasse zur Grube Ida-Bismarck in Othfresen, biegen aber nach 2 km links ab.
Ein Abstecher zur versteckt liegenden
Gipskuhle Othfresen lohnt.
Die Gipskuhle Othfresen ist vor allem im Sommer wunderschön anzusehen.
Lange Zeit wurde hier Gips in einem Steinbruch gewonnen. Nach dessen Stilllegung diente das Gelände als wilde Müllkippe und wurde mit Fichten aufgestockt.
Die Aufstockung wurde von dem Verein Natur- und Umwelthilfe Goslar e.V. mithilfe der Bundeswehr in mühevoller Handarbeit entfernt und naturnah renaturiert,
damit dieses einzigartige Stück Gipskarstgebiet wieder zur natürlichen Geltung kommt.
Am Schwimmbad Liebenburg geht es links in den Salzgitter Höhenzug. Vor dem Golfplatz wird rechts abgebogen
und nach ca. 1 km geht es links steil hoch, in einen kleinen fiesen Single-Trail.
Der Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet entstand aus einer intensiven Beweidung. Auch heute werden die wiesenartigen und kräuterreichen
Pflanzen auf diesem trockenen Standort durch Rinder und Schafe beweidet.
Der schmale Single-Trail ist mittels Pfählen gekennzeichnet. Es ist wohl selbstverständlich, dass hier der Trail nicht verlassen wird.
Besonders in der Blütezeit im Frühling ein Traum.
Wir verlassen das Naturschutzgebiet und erreichen den Mahner Berg bei Salzgitter-Bad. Das Gebiet zwischen Windmühlenbergstraße und
Bahnstrecke galt als Senkungsgebiet. Grund war das unterirdische Stollensystem
Untertageverlagerung GLASKOPF
Nichts erinnert mehr an die Vergangenheit. Links neben dem Weg befand sich das unterirdische Stollensystem.
Durch die zunehmende Luftüberlegenheit der Alliierten nahmen die Bombenangriffe zum Ende des 2. Weltkrieges zu. Produktionsausfälle und Nachschubprobleme
an der Front waren die Folgen. Man begann ab Mitte 1943 sogenannte Untertageverlagerungen von wichtigen Produktionsstätten zu bauen.
Die weitgehend fertiggestellte Anlage GLASKOPF im Windmühlenberg / Mahner Berg bei Salzgitter sollte der Granatenproduktion für die Flugabwehr- und
Panzerjagdkanonen dienen. Das 2.500 m lange Stollensystem hatte einen Durchmesser von etwa 5,5 m. Die Kammern waren 4-6 m hoch und 6-7 m breit.
Die Anlage ging nie in Betrieb und wurde wegen der nicht gegebenen Standsicherheit bis 2007 verfüllt.
Den Abschlussbericht der Stadt Salzgitter über die Verfüllung der Anlage gibt es unter
digital.zlb.de (Seite 27-33).
Mehr zum Thema Untertageverlagerung gibt es unter
untertage.com.
und sollte der Untertageproduktion von Munition dienen, die aber nie aufgenommen wurde.
Dann kommen wir an der Ruine des Bahnhofs Voßpaß vorbei. Hier wurde das Erz ab 1940 von der schmalspurigen (780 mm) Erzbahntrasse der Grube Georg-Friedrich auf
normalspurige Züge umgeladen und zur Verhüttung nach Ilsede abgefahren, ab Anfang der 50er Jahre aber auch zur Erzwäsche nach Salzgitter Calbecht.
Weiter geht es mit einem Schlenker in Richtung Stadtzentrum von Salzgitter Bad, mit einer Auswahl an typischen Imbissmöglichkeiten.
Durch den Fuchsberg / Beinumer Wald geht es über einen schönen Single-Trail, der im Sommer allerdings sehr stark zugewachsen ist. Dann treffen wir wieder auf die
ehemalige Erzbahntrasse, von der hier leider nur ein kurzes Stück Bahntrassenweg realisiert wurde.
Kurz vor Salzgitter-Engerode gibt es einen kurzen Abstecher zum gefluteten Tagebaurestloch
"Hannoversche Treue",
Das Tagebaurestloch "Hannoversche Treue".
In den Jahren 1934 bis 1948 wurden im Tagebau ca. 2,3 Mio. m³ Eisenerz abgebaut. Um an diese Lagerstätte heranzukommen, mussten vorher noch 2,5 Mio. m³
Abraum abgetragen werden. Der Tagebau erreichte eine Tiefe von 50 m.
Tieferliegende Erzschichten wurden im Tiefbau gewonnen. Dazu wurden insgesamt 4 Schächte abgeteuft. Schacht 3 wurde 1959 und Schacht 1 1965
stillgelegt. Im November 1966 kam es zu starken Wassereinbrüchen. Im 1967 wurde das letzte Erz gefördert. Danach ließ man die Grube langsam mit Wasser
volllaufen und verfüllte die verbliebenen Schächte 2 und Nord.
Nur wenige Gebäude erinnern noch an die damalige Erzwäsche Calbecht.
Die Erzwäsche Calbecht wendet die Läuterung mit einer schonenden Zerkleinerung des Roherzes als Aufbereitung an, da aus den Gruben Hannoversche Treue und Haverlahwiese
die Erze aus dem Tagebau relativ weich und tonig waren.
Das Roherz wurde stufenweise auf eine Korngröße von unter 15 mm zerkleinert. Danach gelangte das Roherz mit Wasser in die Nassaufschließung, die aus Trögen mit
Rührwerken bestand. Dort wurde der Ton und andere Bindemittel aus den Erzkörnern heraus geschlämmt. In einem weiteren Trog wurde das Erz vom Schlamm mittels Wasser
getrennt. Heraus kam ein „Halbkonzentrat“ mit einer Reinheit von 11-12 % Eisen. Das schlammige Wasser wurde zum Sedimentieren in die Klärteiche 1-3 gepumpt und wurde
gereinigt wieder im Aufbereitungsprozess eingesetzt.
Das Halbkonzentrat wurde dann in einer Nachaufschließung mit Vibrationssieben auf unter 6 mm zerkleinert und mit Glattwalzwerken auf 4-6 mm zerkleinert.
Danach erfolgte die zweite Nassaufschließung, analog der ersten Nassaufschließung. Das Konzentrat verliß die Nasswäsche mit einem Eisengehalt von ca. 40 %.
Es gab 4 Läutermaschinen mit einem Durchsatz von je 38 t /h. Damit lag die tägliche Aufbereitungsleistung bei 3.500 t bis 4.000 t.
Je Tonne Roherz wurden 3 m³ Wasser und 5 kWh Strom benötigt.
Über Feldwege geht es dann in Richtung Heerter See,
Nur selten ist die Vegetation so kurz, dass der Heerter See zu sehen ist, wie hier am Ostufer. Am Süd- und Nordufer gibt es zusätzlich noch 2 Beobachtungstürme.
DIE schlammhaltigen Abwässer der Erzwäsche Calbecht wurden im benachbarten Klärteich 1 und 2 (heute Reihersee) und im Klärteich 3 (heute Heerter See) durch Sedimentation gereinigt.
Zwischen 1953 und 1976 lagerten sich im Klärteich 3 bis zu 33 Millionen m³ Schlamm ab. Das Wasser hatte damals einen Salzgehalt von 2 %, der heute auf 0,3 % gesunken ist.
Heute trägt der Klärteich 3 den Namen "Heerter See" und ist mit einer Wasserfläche von 120 bis 160 ha ein wichtiges Naturschutzgebiet mit 272 ha Fläche, welches mit schlammigen
Uferzonen und ausdehnten Röhrichtzonen umgeben ist. Insgesamt wurden 301 Vogelarten beobachtet, wovon 115 im Bestand bedroht sind. Aber auch viele Amphibien sind hier angesiedelt.