Der Bereich nördlich des Rhein-Herne-Kanals bei Essen hat eine der höchsten Dichten an Abraumhalden im Ruhrgebiet. Nach dem aktiven Steinekohlenbergbau
mussten die Halden gesichert werden und viele Halden wurden dabei zu wahren Schmuckstücken für touristische Zwecke gestaltet. Aber auch die Natur kommt hierbei nicht zu kurz.
Wem die Begriffe Pyramide, Tetraeder, Vulkangipfel, Obelisk, Sonnenuhr, Horizontobservatorium, Sonnenrad, Köttelbecke, Monte Schlacko oder Mountainbike-Trails nichts sagen,
sollte jetzt weiterlesen, denn Sie machen das Ruhrgebiet zu einer interessanten und spannenden Region, die man erlebt haben sollte. Dieses alles wird auf möglichst
vielen Bahntrassenradweg erreicht.
Auf dieser Tour gibt es sehr viel zu entdecken, sodass ein Tag definitiv nicht ausreicht. Aber auch als sportliche Tagestour hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck.
Es ist zwar keine MTB-Tour, aber das Fahrrad sollte auf MTB-0 und steileren Trails beherrschbar sein.
Die "Die "schönste Zeche der Welt" mit dem berühmten Doppelbock auf Schacht 12 wurde im Bauhausstil errichtet.
Die Zeche Zollverein war während ihrer Betriebszeit von 1851 bis 1986 die
weltgrößte Steinkohlezeche.
Der Schacht 12 wurde am 01.02.1932 als Zentralförderanlage, mit einer Kapazität von täglich bis zu 12.000 t Kohle, in Betrieb genommen und die verbleibenden
4 Zechen mit insgesamt 11 Schächten stillgelegt.
Die geförderte Kohle wurde in der Kohlenwäsche mittels Nasswäsche von den Waschbergen (Fremdstoffen) getrennt, die dann auf Halden abgelagert wurden.
Die gereinigte Steinkohle wurde in der benachbarten Kokerei zu Koks verarbeitet.
In einer Kokerei werden bei Temperaturen von 900 °C und 1400 °C die flüchtigen Bestandteile aus der
Kohle ausgetrieben. Es entsteht ein feinporiger Koks, der nahezu aus reinem Kohlenstoff besteht. Das dabei abgesaugte Rohgas wird gereinigt und als Kokereigas zum
Beheizen der Koksöfen eingesetzt. Koks dient im
Hochofen als Reduktionsmittel und entzieht dem Eisenerz den Sauerstoff. So entsteht flüssiges Roheisen.
Die Kokerei Zollverein wurde ebenfalls im Bauhausstil errichtet und zwischen 1961 und 1993 betrieben. Die 304 Koksöfen erreichen eine Länge von 600 m und hatten eine
Kapazität von täglich 8.000 t Koks. Die Anlage galt damals als die modernste in Europa.
Das 1999 gebaute Sonnenrad, ein nabenloses Riesenrad mit 14 Gondeln, wurde 2010 leider vorerst stillgelegt.
überqueren wir die Halde Zollverein 12. Diese flache Halde diente hauptsächlich der Zwischenlagerung von taubem Gestein.
Der gesamte Bereich Zeche / Kokerei ist ein sehr weitläufiges Freigelände, welches jeder Tages- und Nachtzeit kostenlos besichtigt werden. Die Museen öffnen zu festgelegten
Öffnungszeiten und sind kostenpflichtig. Für den ersten Überblick benutzt man am besten das Fahrrad. Für Autos stehen kostenlose Parkmöglichkeiten zur Verfügung.
Bei der An- oder Abreise mit der Bahn bitte beachten, dass der Bahnhof Essen-Zollverein-Nord nicht barrierefrei ausgebaut ist.
Los geht es dann über die Bahntrassen Zollvereinweg, vorbei am Zollverein Schacht 10, auf die Kray-Wanner-Bahn. An einer "Windwaage" biegen wir
rechts auf die Anschlussbahn der "Zeche Holland" ab. Nach etwa 300 m geht es links hoch auf die
Halde Rheinelbe.
Die Himmelstreppe auf dem kahlen Gipfel der Halde Rheinelbe
Aufgeschüttet wurde die Halde auf einer Fläche von 19 ha und 40 m Höhe (100 m ü. NN) von der
Zeche Rheinelbe bis zu ihrer Schließung im Jahr 1928.
Die Halde gehört zu den
brennenden Halden,
d. h. die im Abraum
enthaltende Kohle fängt an zu schwelen. Es wurden Temperaturen von 400 °C gemessen. Heute liegt die Temperatur bei ca. 60 °C.
Die 344 m lange Pfeilerbrücke (Erzbahnbrücke 9).
Die 9 km lange Erzbahntrasse führt vom Rhein-Herne-Kanal zum Stahlwerk „Bochumer Verein“ und ist ein Highlight im Ruhrgebiet. Auf bis zu 15 m hohen
Dämmen und 18 Brücken schwebt man sozusagen über die Landschaft. Die alten Brücken wurden liebevoll instand gesetzt und 6 neue Brücken gebaut.
Ein Vorzeigeradweg!
An der Abzweigung befindet sich Holgers Erzbahnbude und lädt zu einer kurzen einfachen Rast ein.
Wenn die Zeit es zulässt, kann rechts ein Abstecher zum ca. 4 km entfernten Westpark mit der Jahrhunderthalle in Bochum gemacht werden.
Diese Tour geht aber links auf der Erzbahn weiter. Ein Abstecher auf die grüne
Halde Pluto-Wilhelm
mit ihrem Aussichtsturm ist Lohnenswert.
Die 12,5 ha große und 39 m (79 m ü.NN) hohe Halde wurde mit Abraum der 1976 stillgelegten
Zeche Pluto 2, 3, 7 aufgeschüttet.
Die Halde wurde 2005 zum Naturschutzgebiet und ist seit 2014 öffentlich zugänglich. Das Wegenetz ist gut ausgebaut, nur der Weg zum Gipfel ist beschwerlich.
Vom dortigen Aussichtsturm gibt es einen schönen Ausblick über die Umgebung.
Das Ende 2008 fertiggestellte Bauwerk ist 153 m lang und damit eine der längsten gekrümmten Fußgängerbrücken der Welt.
Sie hängt an einem 48 Meter hohen Stahlpylon auf der Nordseite des Rhein-Herne-Kanals. Am 21. September 2010 erhielt die Brücke den "European Steel Bridges Award"
und wurde somit zur schönsten Fußgängerbrücke Europas gewählt.
endet die Erzbahntrasse. Die preisgekrönte Brücke überspannt halbkreisförmig den Rhein-Herne-Kanal. Kurz danach erreichen wir die
Emscher und folgen ihr zwei Kilometer.
Die Emscher 2017. Die künstliche Belüftung ist abgestellt.
Schon immer leiteten die Menschen Abwässer in die Emscher. Durch die Bevölkerungsexplosion und die Industrialisierung der Region verkam der
Fluss durch das vermehrte Einleiten von Fäkalien und industriellem Abwasser zu einer stinkenden Brühe. Durch Hochwässer überschwemmten große
Gebiete des mäanderten Fluss und waren Auslöser für viele Seuchen und damit verbundene Todesfälle.
Die Emscher wurde Anfang des 20. Jahrhunderts begradigt und zu einem oberirdischen Kanal umgebaut, um die anfallenden Abwässer zu transportieren,
weil durch den Steinkohleabbau entstandenen vielen Senkungen eine unterirdische Verlegung von Abwasserrohren war nicht möglich war.
Die Emscher galt als dreckigster Fluss Deutschlands und war tot. Erst durch die Einstellung des Bergbaues und das Ende der Bergsenken war es möglich,
die Abwässer in unterirdischen Betonröhren abzuleiten. Über 400 km Abwasserleitung wurden verlegt und 4 Großklärwerke wurden gebaut bzw. umgebaut.
Seit Anfang 2022 gilt der Fluss als Abwasserfrei und wird nun aufwändig renaturiert. Über einen Zeitraum von 30 Jahren sollen hier mehr als
5 Milliarden Euro investiert werden, die weltweit teuerste Flussrenaturierung.
Die 69 m (112 m ü.NN) hohe Halde wurde zwischen 1978 und 1992 aus den Zechen
Ewald,
Schlägel & Eisen und
General Blumenthal/Haard
mit 34 Mio. Tonnen Abraum aufgeschüttet. Sie ist damit deutlich kleiner als die 5 Mal größere Halde Hoheward.
Auf der Halde befindet sich eine Windkraftanlage vom Typ Enercon e-101 mit einer Nennleistung von 3 MW.
Die Halde ist bei Mountainbikern sehr beliebt. Im Haldenpark Hoheward gibt es verschiedene Trails mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Der 4,4 km lange Rundkurs der Halde Hoppenbruch ist als S2/S3 anspruchsvoller als der Trail auf Hoheward mit S0/S1.
Tiefergehende Informationen gibt es auf dewiki.de
und für Mountainbiker auf frc-herten.de.
Das Horizontobservatorium und der Obelisk als Schattenspender für die Sonnenuhr.
Mit 160 ha und 102 m (153 m ü.NN) Höhe ist die Halde Hoheward der Gigant in Europa. Befüllt wurde die Halde mit 180 Mio. Tonnen aus den Zechen
Recklinghausen II,
Ewald und
General Blumenthal/Haard und entstand aus dem
Zusammenschluss der Halden Ewald und Emscherbruch.
Sie ist mit Rundwegen, Serpentinen und Mountainbike-Trails durchzogen. Die rund 6 km lange Balkon-Promenade verläuft auf halber Höhe und
ist mit 10 Aussichtsplattformen versehen.
Tiefergehende Informationen gibt es auf der Seite der
ruhrgebiet-industriekultur.de.
Für Mountainbiker gibt es hier Informationen über die
MTB-Trails auf der Halde.
stehen wir vor der größten Halde Europas. Durchzogen mit zahlreichen Wegen, Mountainbikestrecken, Sonnenuhr und markanten Horizontobservatorium
ist wurde diese Halde als Leuchtturmprojekt für die Region aufwändig gestaltet. Sogar Gleitschirmflieger kommen hier auf ihre Kosten.
Wir verlassen die Halde über die Drachenbrücke und umrunden die Halde. Die Zechenbahn, die heute Bahntrassenweg "Allee des Wandels" genannt wird,
führte durch einen
Eisenbahntunnel unter der Halde hindurch.
Das Nordportal des 650 m langen Eisenbahntunnel durch die Halde Hoheward.
Zum Ende der 70’er Jahre waren die benachbarten Halden Ewald und Emscherbruch an Ihrer Kapazitätsgrenze. Man beschloss, die beiden Halden zu der
Großhalde Hoheward zu vereinen. Dazu musste das Hohewardtal zwischen
den beiden Halden zugeschüttet werden. Eine kleine Ortschaft musste für das Großprojekt weichen und für die bestehende Bahnstrecke von
Westerholt nach Ewald wurde ein Tunnel gebaut, noch bevor der Berg da war. Anbei
Bilder aus der Bauphase.
Schon lange wird diskutiert, diesen Tunnel für die Öffentlichkeit freizugeben. Die Bahn ist aber nicht bereit Grundstücke für den dafür
notwendigen weiterbau des Fuß-/Radweges zu verkaufen und das Geld für die Tunnel-Reaktivierung fehlt.
Leider ist der Tunnel (noch) nicht zugänglich.
Danach wird die erreicht.
Zeche Ewald erreicht.
Blick von der Halde Hoheward auf die Zeche Ewald mit den Schächten 7, 1 und 2. Im Hintergrund ist das Kraftwerk und die Halde Scholven mit Windpark.
Herten galt lange als die größte Bergbaustadt Europas. Mit der Schließung der Zeche Ewald im Jahr 2000 endete die Ära Steinkohlebergbau nach
124 Jahren in Herten. Die Zeche förderte jährlich rund 1,2 bis 2 Mio. Tonnen Rohsteinkohle. Die Teufe (Tiefe) lag zwischen 743 und 1250 m. Heute ist der Standort
ein Gewerbegebiet, indem sich auch Zukunftstechnologien ansiedeln.
Für den kleinen Hunger steht der Foodtruck Moto 59 von Mittwoch bis Sonntag bereit.
Über ein kurzes Stück der Ewaldbahn, vorbei an der Zentraldeponie Emscherbruch und einem
kurzen Stück Bahndammweg wird die Emscher erreicht. Kurz danach beginnt die 5 km lange Hugo-Bahntrasse zur gleichnamigen Zeche. Von dort aus lohnt ein Abstecher
auf die 115 m hohe
Halde Rungenberg.
Die Halde wurde auf einer Fläche von 56 ha durch den Abraum der
Zeche Hugo aufgeschüttet und erhebt sich 68 m (115,3 m ü. NN)
über die Landschaft. Von dort aus gibt es eine gute Panoramasicht. Auch die Rungenberghalde ist eine
brennende Halde.
Auf der Halde sind zwei Pyramiden aufgeschüttet, an deren Böschungen sich jeweils ein Scheinwerfer als Nachtzeichen befindet und die Böschungen optisch zu einer
geschlossenen großen Pyramide vereinen. 300 m weiter gibt es noch das Schienenplateau, einer Installation aus rostigen Eisenbahnschienen.
Zu der nächsten Halde führt kein Bahntrassenradweg, also geht es über gute Fahrradwege zur
Mottbruchhalde.
Blick vom Gipfelkrater.
Die Mottbuchhalde mit einer Grundfläche von 54 ha überragt die Landschaft um 88 m (121,5 m ü.NN) und gehört zu einer Haldenkette in Gladbeck.
Sie wurde nach den Plänen des Niederländers Lodewijk Baljon zu einer Vulkanlandschaft mit steilen Hängen und einem einzelnen, auffälligen Gipfel modelliert.
Die 2021 im Krater installierte Windkraftanlage Enercon E-138 hat eine Nennleistung von 3,5 MW und eine Nabenhöhe von 131 m.
Markant der als Vulkan gestaltete Gipfelkrater, in dem sich eine Windkraftanlage befindet. Wer sich traut, fährt auf dem schmalen Kraterpfad um den Gipfel herum.
Vorbei an am Naturschutzgebiet Halde Ellinghorst geht es verkehrsarm durch Bottrop zum Prosperpark auf dem ehemaligen Gelände der
Zeche Prosper 3. Von dort aus führt ein Bahntassenweg direkt zur
Halde Beckstraße,
Der 60 m hohe Tetraeder ist das Wahrzeichen der Region und trägt den offiziellen Namen "Haldenereignis Emscherblick".
Die Halde Beckstraße, wurde zwischen 1963 und 1980 auf 33 ha mit rund 11,8 Mio. m³ Abraum aufgeschüttet. Sie ist 72 m (114 m ü. NN) hoch und
gehört wie die Halde Haniel und die benachbarte Halde Prosper zum Zechenverbund Prosper-Haniel.
Das Besteigen des Tetraeders ist nichts für Mitmenschen mit Höhenangst. Nimmt man allen Mut zusammen, wird man von der um 8 Grad geneigten und
38 m hohen (152 m ü.NN) oberen Plattform mit einem wunderbaren Panoramablick belohnt. Bei Wind spürt man die Naturgewalten direkt.
Es ist einfach beeindruckend, was hier gebaut wurde!
mit ihrem 60 m hohen Tetraeder. Das Besteigen erfordert besonders bei Wind etwas Mut, ist aber ein absolut beeindruckendes Erlebnis!
Vorbei an der Zeche Prosper-Haniel geht es zum Klärwerk Bottrum. Hier ist ein kurzer Abstecher auf die Essen Skyline ist lohnenswert,
von der es einen Ausblick auf eines der größten Klärwerke Europas gibt. Am Rhein-Herne-Kanal entlang geht es dann zur
Schurenbachhalde,
Die kahle Hochebene der Schurenbachhalde mit der Bramme für das Ruhrgebiet.
Die Halde wurde mir Abraum der Zeche Zollverein bis 1986 und durch andere Steinkohlezechen bis Mitte der 1990'er Jahre aufgeschüttet.
Sie erreicht eine Höhe von 50 m (86 m ü. NN). Das kahle Gipfelplateau aus dunklem Abraum gleicht einer Mondlandschaft.
Dort steht einsam eine 15 m hohe Bramme als Landmarke. .
auf deren kahlem Gipfelplateau eine einsamen Bramme steht.
Auf der Bahntrasse Nordsternbahn geht es in Richtung Essen.
Kurz vor der 1967 geschlossenen Zeche Zollverein 4, 5, 11 besteht die Möglichkeit auf die
gleichnamige Halde.
Die 35 ha große Halde überragt die Landschaft um 40 m (85,4 m ü. NN). Sie ist die größte und höchste Halde der Zeche Zollverein und wurde auf dem
Gelände eines alten Flugplatzes errichtet. Die mit vielen Wegen durchzogene Halde dient den Menschen der anliegenden
Stadtteile zur Naherholung. Deshalb sind viele Spaziergänger, Jogger, Hundehalter und auch Reiter anzutreffen und daher nicht unbedingt für schnelle Trails geeignet.
Die Halde ist stark bewachsen und eine Fernsicht ist auf wenige Stellen begrenzt. Mountainbiker mögen die vielen kleinen Trails abseits der Hauptwege.
zu fahren. Wer also kurz vor dem Ziel noch Kraft und Zeit hat, sollte diesen Schlenker ruhig fahren. Auf der stark bewachsenen Halde gibt es
keine spektakuläre Landmarke oder Panoramasicht.
Weiter geht es über die Nordsterntrasse zum Zollvereinweg und zum Ende der Tour.